Moringa

Stand:
Welchen Nutzen haben Moringa-Kapseln?
Off

Frage

Ist die Einnahme von Moringa-Kapseln sinnvoll oder kann sie auch schädlich sein?

Antwort

Fundierte wissenschaftliche Studien am Menschen, die einen besonderen gesundheitlichen Nutzen von Extrakten des Moringa-Baumes belegen, gibt es nicht, weder zum Einsatz in der Krebstherapie noch für den Blutzuckerspiegel. Es gibt derzeit keine von der EU zugelassenen gesundheitsbezogenen Wirkaussagen.

Die Pflanzenteile von Moringa oleifera (Merrettichbaum) enthalten viele Antioxidanzien, weshalb Moringa eine Wirkung gegen Krebs zugeschrieben wird. Die Wirkung von Moringa wurde aber nur in Zell-Studien untersucht, klinische Studien gibt es bislang nicht. In der Petrischale hatten verschiedene Extrakte zwar eine hemmende Wirkung auf Krebszellen. Dass es eine solche Wirkung bei Krebspatient:innen gibt, ist bisher nicht belegt. Moringa hat daher keinen Stellenwert in der Krebstherapie. Hinzu kommt, dass die in den Zellstudien verwendeten Extrakte in der Regel nicht die sind, die in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden. Da kann jeder Hersteller einsetzen, was er möchte, ohne dass das erkennbar ist. Wichtig: Wechselwirkungen von Moringa mit Krebsmedikamenten (oder anderen Arzneimitteln) können nicht ausgeschlossen werden, könnten also Therapien unwirksam machen.

Pflanzenteile von Moringa werden traditionell im Nahen Osten und in afrikanischen und asiatischen Ländern für die Ernährung genutzt und sind dort auch sinnvoll. Die frischen oder getrockneten Moringablätter sind die am häufigsten genutzten Pflanzenteile. Sie weisen – wie einheimisches Gemüse oder Obst auch – hohe Gehalte an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen inkl. Antioxidantien auf.

Beim Vergleich mit anderen nährstoffreichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst oder Milch soll Moringa laut Werbung weit vorn liegen. Dabei wird allerdings getrocknetes Pulver mit frischem Gemüse oder Obst verglichen. Die Hersteller greifen auf die Nährstoffgehalte pro 100 g Pulver zurück, obwohl die von ihnen empfohlene Verzehrmenge nur bei etwa 10 g Moringapulver liegt. Das ist bei Nahrungsergänzungsmittel nicht zulässig, es muss (auch) die Nährstoffmenge pro Tagesdosis genannt werden.  Bei Kapseln ist der Gehalt eher noch geringer, max. 0,5 g pro Kapsel. Bezieht man die Nährstoffgehalte auf die von den Herstellern empfohlenen Verzehrmengen, ist der Nährstoffgehalt nicht mehr höher als bei frischem Gemüse, Obst oder Milch. Der Vergleich hinkt also.

Hinzu kommt,  dass es im Europäischen Schnellwarnsystem RASFF relativ viele europaweite Meldungen zu Moringa-Produkten gibt,  - wegen zu hoher Mengen an Pestizid-Rückständen, darunter auch das verbotene krebserregende Ethylenoxid, wegen unzulässiger Insektizide und wegen Salmonellenbelastung.

Dabei hatte das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart bereits in 2016 in Untersuchungen festgestellt, dass Moringablattpulver weiterhin mit Rückständen belastet sind. Laut Bericht waren zudem alle Proben, bei denen Kennzeichnung und Bewerbung geprüft wurde, zu beanstanden. Hauptsächliche Mängel waren irreführende nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben. In weiteren Untersuchungen des CVUA im Jahr 2017 und 2018 wurden die Gehalte an Perchlorat in Erzeugnissen aus Moringa untersucht. Hier lagen 6 von 10 Proben über dem zur Diskussion stehenden Höchstwert. Erschreckend, dass sich immer noch keine wirkliche Besserung der Lage zeigt.

Vorsicht ist auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten (Immunmodulatoren, Antihormontherapie) geboten, da es hier zu Wechselwirkungen kommen kann (insbesondere mit CYP450-Substraten inkl. CYP3A4). Besprechen Sie daher die Verwendung vorher unbedingt mit Ärztin oder Arzt.

Schwangere oder stillende Frauen sollten kein Moringa nehmen.

 

Weiterführende Informationen:

Superfood: Hype um Früchte und Samen

Krankmachende Bakterien in getrockneten Blatt- und Grasprodukten

Kennzeichnung von Nahrungsergänzungsmitteln

 

Quellen:


EFSA-Register of Questions: Moringa olifeira (zuletzt abgerufen am 08.04.2024)

Deutsches Krebsforschungszentrum: Moringa: "Wunderbaum" zur Krebstherapie? Vom Heilmittel der Antike zum vermeintlichen "Superfood". Stand: 23.01.2018 (zuletzt abgerufen am 08.04.2024)

USDA Food Data Center: Drumstick leaves, raw (abgerufen am 08.04.2024)

Europäisches Schnellwarnsystem RASFF, subject: Moringa (zuletzt abgerufen am 08.04.2024)

Lerch C; Scherbaum E / CVUA Stuttgart (2016): Nicht besonders super – das „Super Food“ Moringa. Stand: 09.03.2016 (zuletzt abgerufen am 08.04.2024)

Scherbaum E; Lerch C / CVUA Stuttgart (2017): Moringablattpulver – weiterhin mit Rückständen und unlauterer Bewerbung. Stand: 16.02.2017 (zuletzt abgerufen am 08.04.2024)

Kaufmann-Horlacher I; Scherbaum E / CVUA Stuttgart (2019): Perchlorat in pflanzlichen Lebensmitteln – ein Follow-up. Stand: 06.06.2019 (zuletzt abgerufen am 08.04.2024)

Memorial Sloan Kettering Cancer Center: Moringa olifeira. Purposed Benefits, Side Effects & More. Stand: 20.06.2023 (zuletzt abgerufen am 08.04.2024)

Moringa bei Krebs – Was ist dran? Deutsches Krebsforschungszentrum - Krebsinformationsdienst, Stand: 27.08.2024 (zuletzt abgerufen am 24.10.2024)

 

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