- Seit Anfang des Jahres dürfen in Deutschland männliche Küken nicht mehr getötet werden
- Der Marktcheck zeigt: fast alle Verpackungen von Frischeiern tragen einen Hinweis zum Verzicht auf Kükentöten
- Die Hälfte der Hersteller geht offen mit Informationen um und nennt die Bruderhahnmast als gewählte Methode
Hochleistungs-Legehennen liefern die deutschen Frischeier für den Lebensmittelhandel. „Dabei gibt es für die einzelnen Stationen im Leben eines Legehuhnes spezialisierte Betriebe“, erklärt Annabel Dierks, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bremen. In Elterntierställen leben Hennen und Hähne zusammen. Dort entstehen befruchtete Eier, die Brütereien dann in Brutmaschinen ausbrüten. Spezialist:innen sortieren die Küken nach dem Schlüpfen nach Geschlecht: Die weiblichen Küken wachsen zu Junghennen heran. In Legebetrieben der bekannten Haltungsformen legen sie dann im Jahr durchschnittlich 301 Eier. Dort werden die Hennen etwa 1,5 Jahre alt.
Die männlichen Küken wurden bislang meist getötet. Ab diesem Jahr ist damit in Deutschland Schluss. Eigentlich – denn Legebetriebe können weiterhin Junghennen aus dem Ausland beziehen, wo das Vorgehen weiterhin erlaubt ist. Wenn diese Hennen dann Eier in Deutschland legen, darf auf der Verpackung und dem Ei als Herkunft Deutschland stehen.
Aufzucht oder Aussortieren vor dem Schlüpfen
Laut des neuen Gesetzes müssen deutschen Betriebe die männlichen Küken nun aufziehen. Auch wenn das relativ unwirtschaftlich ist, da sie nur langsam und wenig Fleisch ansetzen und natürlich keine Eier legen können. Die zweite Möglichkeit ist, das Geschlecht bereits im Ei zu bestimmen und diese Eier frühzeitig auszusortieren. Kritisiert wird jedoch, dass die Embryos dabei schon Schmerzen empfinden. „Beide Möglichkeiten sind daher nicht optimal und eher eine Symptombekämpfung der Nachteile einer so hochspezialisierten Züchtung“, sagt Annabel Dierks. „Langfristig ist die Haltung von Hühnerrassen wünschenswert, die viele Eier legen und gut Fleisch ansetzen“, erklärt Annabel Dierks.
Im Marktcheck: Maßnahmen gegen Kükentöten
Pünktlich zu Ostern hat die Verbraucherzentrale Bremen sich angesehen, wie transparent Hersteller mit der neuen Regelung umgehen. Im Marktcheck waren 29 Eierpackungen aus dem stationären Lebensmittelhandel. 27 von 29 Verpackungen trugen einen Hinweis zum Verzicht auf Kükentöten. „Nur 15 Hersteller schrieben allerdings leicht verständlich auf die Verpackung, welche Methode sie dafür nutzten. Hier gibt es noch Verbesserungsbedarf“, kritisiert Annabel Dierks. In allen genannten Fällen handelte es sich um die Bruderhahnmast. Sieben Verpackungen trugen dazu noch ein Label der zahlreichen Initiativen gegen Kükentöten. Was genau das aufgedruckte Label bedeutet, wurde auf der Verpackung meist nicht erläutert.
Verbraucher:innen wollen Bioeier
Die Auswahl an Eiern im Lebensmittelhandel ist groß. Ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung ist die Haltungsklasse, erkennbar am Stempel auf dem Ei – von 0 für Ökologische Haltung über 1 für Freilandhaltung bis 2 für Bodenhaltung. Laut der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) werden von Privathaushalten unter allen Bio-Lebensmitteln Eier am häufigsten aus der tierfreundlichsten Haltung gekauft . Das spiegelte sich im Angebot der Läden und im Marktcheck wider: von 29 untersuchten Verpackungen stammten 15 aus Biohaltung, acht aus dem Freiland und sechs Produkte aus der Bodenhaltung. Im Gesamtverbrauch in Deutschland steht jedoch die Bodenhaltung an erster Stelle , da in verarbeiteten Lebensmitteln wie Nudeln oder Keksen häufig diese Eier stecken.
Preis ist kein Grund für Eier aus schlechterer Haltungsklasse
Oft ist der höhere Preis von Biolebensmitteln der Grund, aus dem dann doch Produkte aus niedrigeren Haltungsklassen im Einkaufskorb landen. „Dieses Argument kann bei Eiern nicht gelten“, sagt Annabel Dierks. Die Preisspanne innerhalb der Bioeier ist zwar groß – von 29 Cent bis 63 Cent pro Ei. „Damit haben die günstigsten Bioeier den gleichen Preis wie einige Eier aus Bodenhaltung. Wem es wichtig ist, dass die Hennen mehr Platz haben und nach draußen können, der kann auch bei kleinem Geldbeutel zu Bioeiern greifen“, so Annabel Dierks.
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