Die Verbraucherzentrale Bremen hat Anfang März einen Marktcheck in drei ausgewählten Lebensmittelgeschäften durchgeführt: einem Bioladen, einem Supermarkt und einem Discounter. Insgesamt wurden 16 verschiedene Angebote frischer Eier hinsichtlich ihrer Haltungsform, Preisspanne und Kennzeichnung zum Thema Kükentöten analysiert. Die Untersuchung zeigt: Der Markt bietet eine bunte Auswahl an Frischeiern ohne Kükentöten, doch nur zwei von 16 Angeboten setzen auf Zweitnutzungshühner.
Preisgestaltung und Herkunft der Eier
Die Preisspanne für Schaleneier variierte je nach Haltungsform. Bio-Eier (Eiercode 0) waren neunmal vertreten und kosteten durchschnittlich 50 Cent pro Ei. Fünf Angebote stammten aus Freilandhaltung (Eiercode 1) und lagen im Durchschnitt bei 34 Cent. Die beiden Angebote aus Bodenhaltung (Eiercode 2) waren insgesamt die günstigste Variante und kosteten 19 beziehungsweise 20 Cent pro Ei. „Der Stempel auf der Eierschale gibt Verbraucherinnen und Verbrauchern schnell Aufschluss über die Herkunft und Haltungsform“, erklärt Katja Quantius, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bremen.
„Die erste Ziffer des Codes zeigt die Haltungsform an, wobei 0 für Biohaltung steht. Je kleiner die Zahl, desto größer das Tierwohl“, so die Expertin.
Anschließend folgt das Kürzel des Herkunftslandes (DE=Deutschland), die folgenden Ziffern betiteln das Bundesland (z.B. 04=Bremen, 03=Niedersachsen) sowie die Identifikationsnummer und Stallnummer des Betriebs. Von den 16 untersuchten Eierangeboten stammten zwölf aus Niedersachsen und zwei aus Mecklenburg-Vorpommern. Zudem gab es ein Bio-Eierangebot aus Bayern sowie ein weiteres Angebot aus Dänemark.
Ohne Kükentöten, ein Versprechen mit vielen Bedeutungen
Seit dem 1. Januar 2022 ist das Töten männlicher Eintagsküken in Deutschland gesetzlich verboten. Auf Verpackungen von Eiern wird häufig die Kennzeichnung „Ohne Kükentöten“ verwendet, doch ihre Bedeutung ist nicht eindeutig. Es gibt verschiedene Methoden, um das Töten männlicher Küken zu vermeiden. Eine Möglichkeit ist die Geschlechtsbestimmung im Ei. Hierbei werden männliche Embryonen bis zum 13. Brütungstag und damit vor dem Schlüpfen aussortiert. Eine weitere Methode ist die Aufzucht der sogenannten Bruderhähne, die jedoch aufgrund ihres geringen Fleischansatzes als wirtschaftlich unpraktisch gelten. „Die Verwendung des Fleischs wird dann bei verarbeiteten Produkten teilweise auch gekennzeichnet, beispielsweise bei Hühnerbrühe oder ähnlichem“, stellt die Expertin klar. Abschließend gibt es die Zucht von Zweitnutzungshühnern, die eine naturnahe Alternative darstellt. Denn diese Rasse legt Eier und setzt gleichzeitig Fleisch an, wodurch beide Geschlechter ohne Kükentöten wirtschaftlich genutzt werden können. Der Marktcheck ergab, dass alle Verpackungen einen Hinweis zum Verzicht auf Kükentöten trugen. „Jedoch fehlt oft eine klare Erklärung, mit welcher Methode das Kükentöten vermieden wurde“, kritisiert Katja Quantius. Besonders bei Bio-Eiern finden sich meist genauere Informationen zu den angewandten Methoden, während bei Freiland- und Bodenhaltungseiern häufig das Label „Ohne Kükentöten“ aufgedruckt ist, ohne eine Methode zu benennen.
Erfreulich ist, dass auch die Eier aus dem Ausland „Ohne Kükentöten“ produziert wurden. Denn das Verbot gilt nur deutschlandweit. Das Schreddern männlicher Bruderküken von Legehennen aus Ländern, in denen Kükentöten erlaubt ist, ist so auch für Eier möglich, die in Deutschland verkauft werden. Tragen jedoch Produkte das Label „Ohne Kükentöten“, muss nachgewiesen sein, dass auch im Ausland keine Küken geschreddert wurden. „Wer sichergehen möchte, dass für die gekauften Eier keinerlei Küken getötet wurden, sollte auf die Kennzeichnung achten. Sie garantiert, dass keine männlichen Küken getötet wurden, unabhängig davon, ob die Eier in Deutschland oder einem anderen europäischen Land gelegt wurden“, erklärt Quantius.
Fazit: Bewusste Kaufentscheidung treffen
Der Marktcheck zeigt, dass Verbraucher beim Eierkauf genau hinschauen sollten, sowohl hinsichtlich der Haltungsform als auch der Kennzeichnung zur Vermeidung des Kükentötens. Auf diese Weise können sie sicherstellen, dass ihre Wahl den eigenen Vorstellungen entspricht. Um die Wahl auch bei verarbeiteten Eiern, beispielsweise in Kuchen oder Nudeln, zu haben, fordert die Verbraucherzentrale Bremen, die Kennzeichnungspflicht der Haltungsform auf diese Produkte zu erweitern.
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