Beratungszahlen der Verbraucherzentrale Bremen auf Rekordniveau

Pressemitteilung vom
Im vergangenen Jahr wandten sich so viele Verbraucherinnen und Verbraucher wie noch nie zuvor an die Verbraucherzentrale Bremen. Insbesondere die Strom- und Gaspreisbremse, das Gebäudeenergiegesetz und die Folgen der hohen Inflationsrate führten zur starken Nachfrage. Diese Entwicklungen sorgten für große finanzielle Sorgen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Mann berät eine Frau an einem Tisch

 

 
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Verbraucherinnen und Verbraucher greifen seit Beginn der Corona-Pandemie noch mehr als sonst auf die hohe Kompetenz der Verbraucherzentrale Bremen zurück. Die dramatisch steigenden Preise für Heizen, Ernährung oder Tanken setzen immer mehr Menschen unter Druck. „Wir erleben die größte Verbraucherkrise seit Jahrzehnten. Viele Menschen können ihre Rechnungen nur schwer bezahlen. Gerade Menschen, die bisher knapp mit ihrem Einkommen zurechtgekommen sind, werden die steigenden Kosten schnell in finanzielle Bedrängnis bringen“, sagt Dr. Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.

Die Verbraucherzentrale Bremen ist fester Bestandteil der Bremer Beratungsstrukturen und bietet insbesondere in Krisenzeiten außerordentlich wichtige Beratungs- und Unterstützungsleistungen. Das Team der Verbraucherzentrale Bremen unterstützte in den Beratungsstellen Bremen und Bremerhaven 2023 Verbraucherinnen und Verbraucher insgesamt bei 35.599 Anliegen, die im persönlichen Gespräch, per Telefon oder via E-Mail an sie herangetragen worden sind. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 lag die Anzahl der Auskünfte und Beratungen bei 31.974.

Tabelle mit Zahlen der Beratungen und Auskünfte bei der Verbraucherzentrale Bremen von 2019 bis 2023

 

Von Wärmepumpe bis Ernährungsarmut

Die Nachfrage nach Informationen war insbesondere im Bereich „Energie und Bauen“ hoch. Verbraucherinnen und Verbraucher interessierten sich nicht nur für die Auswirkungen des Gebäudeenergiegesetzes, sondern ließen sich verstärkt zu Balkonkraftwerken und zu Wärmepumpen beraten. Probleme mit Verträgen bei Energieanbietern sowie hohe Energiepreise waren weitere wichtige Beratungsthemen.

Im Bereich Ernährung machten sich insbesondere die Folgen der Inflation bemerkbar: „Verbraucherinnen und Verbraucher beschwerten sich vor allem über gestiegene Preise und damit einhergehende Maschen der Hersteller“, sagt Dr. Annabel Oelmann. Die Begriffe Skimpflation (Lebensmittel von schlechterer Qualität) und Shrinkflation (weniger Inhalt zum gleichen oder zu einem höheren Preis) waren in aller Munde. „Das vergangene Jahr zeigt, dass Ernährungsarmut in Deutschland ein wachsendes Problem ist. Viele Menschen können sich eine gesunde Ernährung finanziell nicht mehr leisten. Die Folgen sind insbesondere für Kinder und Senioren gravierend“, warnt Dr. Annabel Oelmann.

Mehrere erfolgreiche Projekte zum Jahresende beendet

Die Verbraucherzentrale Bremen hat im Jahr 2023 neue Beratungsangebote an den Start gebracht. Dazu zählen die Energierechtsberatung, die Budgetberatung sowie die Informationskampagne zum „Umgang mit den Folgen des Ukraine-Krieges – Gasmangellage, Energiepreiskrise etc.“. Für die Kampagne waren an zehn Standorten in Bremen sogenannte Info-Lotsen unterwegs und informierten über Unterstützungsangebote, wie Leistungen des Sozialamts oder der Wohngeldstelle. Die Info-Lotsen erteilten im vergangenen Jahr 5.618 Auskünfte[1].

Diese Projekte mussten zum Jahresende 2023 beendet werden, da die Förderungen ausliefen. „Insbesondere mit der Budgetberatung haben wir Menschen erreicht, deren finanzielle Not groß war. Umso bedauerlicher ist es, dass diese Projekte enden mussten“, sagt Dr. Annabel Oelmann.

Ein Grund für finanzielle Not waren unter anderem hohe Energierechnungen. Der Härtefallfonds war im Jahr 2021 ursprünglich als einmaliges Hilfesystem aufgelegt worden für Haushalte im Bezug von Transferleistungen, wie Bürgergeld, Grundsicherung oder Asylbewerberleistungen. Die Mittel sollten Energie- und Wassersperren abwenden, wenn im Einzelfall alle gesetzlichen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Angesichts der durch den Krieg gegen die Ukraine bedingten Energiepreiskrise ab 2022 hatte der Senat den Fonds noch in der vergangenen Legislaturperiode – im April 2023 – auf Haushalte ausgeweitet, deren Einkommen so hoch ist, dass sie keine Transferleistungen in Anspruch nehmen können. Der Fonds steht nun auch Menschen im Land Bremen zur Verfügung, die keine Sozialleistungen beziehen. Die damit verbundene „Kompetenzstelle“ ist seit dem 1. November 2023 bei der Verbraucherzentrale Bremen angesiedelt. „Haushalte können in Bremen und Bremerhaven direkt auf die Verbraucherzentrale zugehen und Unterstützung beantragen", erläutert Dr. Annabel Oelmann. Der erweiterte Härtefallfonds wird im Jahr 2024 fortgeführt.

Verbraucherzentrale Bremen steht vor Finanzierungslücke

Die Verbraucherzentrale Bremen steht vor einer Herausforderung: Die Ende 2023 beschlossene Steigerung für den Tarifvertrag der Länder gilt auch für die Verbraucherzentrale Bremen. Spätestens im Jahr 2025 führt der Tarifabschluss allein im institutionellen Bereich zu einer finanziellen Mehrbelastung von etwa 100.000 Euro. „Wir benötigen eine Erhöhung der institutionellen Förderung, um das aktuelle Beratungsangebot aufrechterhalten zu können“, sagt Dr. Annabel Oelmann. Mittelfristig drohe sonst der Stellenabbau. Die Politik muss dringend eine Lösung finden, da diese Mehrkosten durch die Tarifsteigerung nicht durch die Verbraucherzentrale kompensiert werden können.

 

[1] Da es sich bei der Informationskampagne zum „Umgang mit den Folgen des Ukraine-Krieges – Gasmangellage, Energiepreiskrise etc.“ um ein unterjährig gestartetes Projekt mit klarer Befristung zu Ende 2023 handelt, welches nicht die klassischen Beratungsthemen der Verbraucherzentralen abgedeckt hat, fließen die Auskunftszahlen nicht in die Jahresstatistik der Verbraucherzentrale Bremen ein.

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