Persönlichkeitsentfaltung, Gewinner-Mindset oder Work-Life-Balance: In den sozialen Medien bieten Coaches Menschen Unterstützung, die nach Veränderung suchen. Unseriöse Angebote versprechen dabei den schnellen privaten oder beruflichen Erfolg. Tatsächlich werden Verbraucherinnen und Verbraucher mit leeren Phrasen, voraufgezeichneten Inhalten und weiteren teuren Coaching-Paketen abgespeist. Die Verbraucherzentrale erklärt, wie diese Anbieter vorgehen, auf welche Warnzeichen Interessierte achten sollten und was Betroffene bei enttäuschenden Verträgen tun können.
Anbieter lotsen in teure Coaching-Programme
Auf der Suche nach Hilfe bei ihren partnerschaftlichen Problemen stieß eine Verbraucherin auf das Angebot eines kostenfreien, mehrtägigen Coaching-Seminars zum Thema „erfolgreiche (Liebes-)Beziehung". Nach problemloser Anmeldung fand ein digitales Erstgespräch in angenehmer Atmosphäre statt. Dabei versicherte die Kontaktperson der Frau eindringlich, dass das Angebot bestens zu ihr passe. Von einem kostenlosen Seminar war plötzlich keine Rede mehr, es wurde zur Buchung eines Acht-Wochen-Programms geraten - Kostenpunkt: 4997 Euro. Im weiteren Gesprächsverlauf fühlte die betroffene Verbraucherin sich zunehmend gedrängt, auf das kostspielige Angebot einzugehen.
„Bei unseriösen Coaching-Programmen verläuft die Kontaktaufnahme oft wie in diesem Fall", sagt Parsya Baschiri, Jurist bei der Verbraucherzentrale Bremen und erklärt: „Coaches und deren Mitarbeiter locken erst mit übertriebenen Versprechen, setzen Interessierte dann in persönlichen Gesprächen massiv unter Druck und drängen dazu, einen teuren Coaching-Vertrag ohne Bedenkzeit zu unterschreiben". Mittlere vierstellige Beträge für die angepriesenen Programme sind dabei keine Seltenheit.
Coaches drängen auf schnellen Vertragsabschluss und umgehen Widerrufsrecht
Baschiri: „Die Anbieter machen in Video-Calls große Versprechungen. Die Vertragsunterlagen sind jedoch nichtssagend". Das Ergebnis enttäuscht oft: Betroffene erhalten meist nur aufgezeichnete Videos statt der erhofften individuellen Beratung. Bei den begleitenden Live-Calls oder Chat-Kanälen können aufgrund der hohen Zahl der Teilnehmenden nicht alle Personen individuell gehört und betreut werden.
Dazu kommt: Grundsätzlich gilt für Verträge, die telefonisch oder im Internet abgeschlossen werden, ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Das versuchen die unseriösen Anbieter auszuhebeln. „Verbreitet ist die Taktik, Interessierten umgehend - meist allgemein gehaltene - Inhalte zur Verfügung zu stellen, und damit das Erlöschen des Widerrufsrechts zu begründen. Oder die Kontaktpersonen entlocken den Betroffenen die Erklärung, dass diese als Unternehmer agieren würden, etwa weil sie durch das Coaching selbstständig tätig werden könnten", erklärt Baschiri und warnt: „In diesen Fällen heißt es: Finger weg! Denn Unternehmer werden nicht wie Verbraucherinnen und Verbraucher rechtlich geschützt wie beispielsweise durch das Widerrufsrecht".
Verbraucherzentrale rät: Angebote genau prüfen und sich im Notfall Hilfe holen
Bei der Suche nach einem passenden Coaching sollten Verbraucherinnen und Vebraucher besonders wachsam und kritisch sein. Es gilt: Angebote im Vorfeld gut prüfen, sich im Freundeskreis oder Familie auszutauschen und bei bleibenden Zweifeln am Vertrag rechtlichen Rat bei der Verbraucherzentrale zu suchen. Baschiri macht deutlich: „Kein Coach hat als Universalgenie die Lösung für alle Probleme", und ergänzt: „Coaching ist kein Ersatz für eine Gesprächs- oder Psychotherapie".
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Für individuelle Fragen können Verbraucherinnen und Verbraucher die Rechtsberatung der Verbraucherzentrale Bremen vor Ort in Anspruch nehmen:
- kommen Sie gerne im Quartier oder in der Hauptberatungsstellen in Bremen oder Bremerhaven vorbei.
- vereinbaren Sie gerne einen Rechtsberatungstermin online oder telefonisch unter der kostenlosen Rufnummer 0421 160 77.
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