Die Energiepreiskrise, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, war im vergangenen Jahr das maßgebliche Thema und hat sich auf den Alltag aller Verbraucherinnen und Verbraucher ausgewirkt. „Diese Krise hat viele Gesichter und trifft die Menschen auf verschiedenen Ebenen. Wer bisher seine Rechnungen nur sehr knapp bezahlen konnte, den trafen die Preissteigerungen besonders hart“, sagt Dr. Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.
Das zeigte sich auch in den Beratungen: Die Anzahl der Beratungen stieg von 26.307 im Jahr 2021 auf 31.974 Anfragen via Telefon, E-Mail und im persönlichen Gespräch im vergangenen Jahr an. Insbesondere die Energieberatungen nahmen sprunghaft zu und lagen 2022 bei 13.669 Anfragen (2021: 6.945 Beratungen). Die Verbraucherzentrale weitete daraufhin die Beratungskapazitäten und die Zahl der Online-Vorträge stark aus. „Insbesondere in diesen Krisenjahren zeigt sich, dass die Verbraucherzentrale eine verlässliche und hilfreiche Partnerin für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist“, sagt Annabel Oelmann.
Hohe Abschlagszahlungen und Hamsterprodukt Sonnenblumenöl
Nahezu täglich kamen Menschen in die Verbraucherzentrale, denen telefonisch Energieverträge untergeschoben worden sind. Zudem waren viel zu hohe Abschlagszahlungen und unangekündigte Lieferstopps bei laufenden Verträgen keine Ausnahme mehr, sondern die Regel. Daneben blieben auch die klassischen Fälle von untergeschobenen Verträgen per Telefon oder an der Haustür weit oben auf der Agenda der Verbraucherrechtsexpertinnen und -experten.
Neben den Energiekosten stiegen 2022 auch die Preise für Lebensmittel stark an. Fehlende Rohstoffe und gestiegene Kosten für die Produktion und den Transport waren die Hauptursachen. So wurde Sonnenblumenöl auf einmal zum Hamsterprodukt – denn große Teile des Sonnenblumenöls wurden bislang in der Ukraine und Russland produziert und fehlten im Zuge des Krieges nun.
Der erhebliche Zinsanstieg für Immobilienfinanzierungen prägte das gesamte Beratungsjahr 2022 im Bereich Finanzdienstleistungen. Die Frage, ob man sich im derzeitigen Zins- und Kostenumfeld noch eine Immobilie leisten kann, war von zentraler Bedeutung. Für zusätzliche Unsicherheit sorgten die steigenden Energie- und Lebenshaltungspreise, sodass viele Verbraucherinnen und Verbraucher von Finanzierungen absahen.
Verbraucherzentrale Bremen feiert 60. Geburtstag
Das Jahr 2022 gab aber auch durchaus Anlass zum Feiern: Die Verbraucherzentrale Bremen feierte ihr 60-jähriges Bestehen mit einem Festakt im Bremer Rathaus sowie einer Feier für Verbraucherinnen und Verbraucher mit Aktionen auf dem Marktplatz. Rund 100 Gäste folgten der Einladung der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz und hörten beim Festakt Reden über den Verbraucherschutz im Wandel der vergangenen 60 Jahre: von der Kartoffelberatung über die BSE-Krise und Schutz vor Abzocke im Internet bis zu Informationen zu ethisch-ökologischen Geldanlagen.
Wahlkampf: Von Wahlversprechen bleibt wenig übrig
2022 hat sich die Verbraucherzentrale auf die Wahl zur 21. Bremischen Bürgerschaft vorbereitet und konkrete Forderungen an die Parteien formuliert. Dazu zählten neben finanzieller Rückendeckung auch die Institutionalisierung der unabhängigen Rechtsberatung im Quartier sowie der Wunsch, die Lebensmittelüberwachung zu stärken und die Verbraucherbildung als verpflichtenden Unterrichtsbestandteil an allen Schulen einzuführen. „Die Parteien haben zahlreiche unserer Forderungen in ihren Wahlprogrammen aufgenommen. Nach Ende der Verhandlungen tauchen nun leider wesentliche Punkte nicht mehr im Koalitionsvertrag auf“, sagt Annabel Oelmann. „Die Verbraucherzentrale erfüllt wichtige Aufgaben in der Gesellschaft. Wir hoffen weiter, dass die Arbeit der Verbraucherzentrale langfristig abgesichert wird.“
Jahresbericht auf Homepage veröffentlicht
Weitere Informationen über das Jahr 2022 bei der Verbraucherzentrale Bremen sowie interessante Fälle aus den Beratungen finden Sie in unserem Jahresbericht.
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