Wie wichtig ist Bargeld?

Stand:
Auch wenn die bargeldlosen Zahlungen deutlich zugenommen haben: Noch hat Bargeld knapp die Nase vorn. Rund 51 Prozent der Bezahlvorgänge in Deutschland fanden laut Deutscher Bundesbank 2023 mit Bargeld statt.
Zahlreiche Geldscheine, vor allem 50-Euro-Scheine, nah fotografiert

Das Wichtigste in Kürze:

  • In Deutschland wird seltener mit Bargeld bezahlt als noch vor einigen Jahren.
  • Scheine und Münzen bleiben aber weiterhin relevant und dürften noch lange als Zahlungsmittel wichtig sein.
  • Bargeld hat Vorteile gegenüber den elektronischen Bezahlweisen: Es erlaubt anonymes Bezahlen und schützt vor kommerzieller Überwachung. Außerdem erleichtert Bargeld für viele die Budgetkontrolle. Und nicht zuletzt: Bargeld ermöglicht Menschen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die wenig bis keinen Zugang zu digitalen Bezahlfunktionen haben.
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Bargeldzahlungen werden weniger

Wird Bargeld überflüssig? In 2023 fanden laut Deutscher Bundesbank 51 Prozent der Bezahlvorgänge mit Scheinen und Münzen statt. 2017 lag dieser Anteil noch bei 74,3 Prozent, 2021 bei 58 Prozent. Manche Händler und Gastronomen nehmen bereits kein Bargeld mehr an. 

Banken und Sparkassen schließen immer mehr Filialen oder bauen Geldautomaten ab. Das erschwert die Bargeldversorgung vor Ort zum Teil erheblich – vor allem, wenn alternative Bezugsquellen wie die Bargeldauszahlung im Supermarkt nicht vorhanden sind, diese einen Mindesteinkauf voraussetzen oder dort keine größeren Beträge verfügbar sind. 

Welche Vorteile hat Bargeld?

Viele Menschen finden Bargeld lästig und bezahlen lieber mit Karte, per App auf dem Handy oder mit Smartwatches, sogenannten Wearables. Diese Zahlungen können aber immer nachvollzogen werden. Bargeld dagegen schützt die Privatsphäre. Wer keine Produktvorlieben, Einkaufsorte oder ausgegebene Summen preisgeben möchte, ist mit Münzen und Scheinen auf der sicheren Seite. 

Auch lässt sich beim Zahlen mit Bargeld direkter erfassen, wie schnell es ausgegeben ist. Die scheinbar leichten digitalen Bezahlmöglichkeiten können Menschen mit geringen Budgets und schlechter Planung schneller in die Überschuldung treiben. Außerdem funktioniert Bargeld auch ohne Strom und ohne Smartphone oder Kartenlesegeräte. Ohne technische Hürde einfach mit Scheinen und Münzen bezahlen zu können, ist wertvoll für Menschen, die mit digitalen Zahlungsmethoden Schwierigkeiten haben.

Der Trend zur Kartenzahlung nutzt Zahlungsanbietern – und kann Verbraucher:innen schaden

Die Banken und Sparkassen profitieren von Kartenzahlungen ebenso wie Kreditkartenanbieter und Anbieter mobiler Bezahlmöglichkeiten:

  • Die Geldinstitute wenden viel Geld auf, um Bargeld und Geldautomaten im ganzen Land zur Verfügung zu stellen. Das könnten sie einsparen. Dabei haben vor allem die Sparkassen nach den Landessparkassengesetzen einen Versorgungsauftrag. Der ist kaum noch gewährleistet, wenn sich Filialschließungen und Automatenrückbau fortsetzen.
  • Zahlungsanbieter, die mit Kund:innendaten Geld verdienen, haben auch ein Interesse daran, dass Bargeld unwichtiger wird. Denn mit jeder Zahlung per Karte oder Handy erhalten sie neue Daten.

Für viele Verbraucher:innen sind bargeldlose Zahlungen praktisch. Aber es gibt auch Nachteile für Verbraucher:innen:

  • Waren können teurer werden: Kreditkartenanbieter legen den Händlern Gebühren auf, sodass eine Kreditkartenzahlung bis zu viermal teurer sein kann als eine Bar- oder Debitcard-Zahlung. Daher können Waren teurer werden, weil die Händler diese Mehrkosten an die Kund:innen weitergeben. 
  • Menschen werden ausgeschlossen: Voraussetzung für die elektronischen Zahlweisen ist ein Bankkonto. Das bedeutet, dass Menschen ohne Bankkonto vollständig aus dem wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen wären. Und das sind nach Schätzungen der Verbraucherzentralen und Schuldnerberatungen in Deutschland etwa eine halbe Million Menschen. Auch gibt es Menschen, die nicht bargeldlos Zahlen wollen, zum Beispiel weil sie mit den elektronischen Möglichkeiten überfordert sind.
Illustration einer Frau mit besorgtem Gesichtsausdruck, die sich an den Kopf fasst. Im Hintergrund eine Kasse mit einem Verkäufer. Daneben ein grosses Schild mit einem durchgestrichenen Bargeldsymbol und einem grünen Haken bei Kreditkarten. Rechts steht in weisser Schrift auf rotem Hintergrund das Wort „AUFRUF“ mit einem Ausrufezeichen.

Bezahlen mit Bargeld abgelehnt: Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Ist es Ihnen schonmal passiert, dass Sie zum Beispiel in einem Geschäft, einem Restaurant oder in einer Behörde mit Bargeld zahlen wollten, aber nur Kartenzahlung möglich war? Schildern Sie uns Ihre Erfahrungen – damit wir uns für Ihre Rechte einsetzen können!

Könnte Bargeld abgeschafft werden?

Dass Bargeld ganz verschwindet, ist derzeit sehr unwahrscheinlich. Bargeld wird noch am häufigsten als Zahlungsmittel im Handel genutzt.

Allerdings sinkt der Anteil der Barzahlungen in Deutschland. Vor allem höhere Beträge zahlen die Menschen in Deutschland überwiegend bargeldlos. Deshalb liegt die Kartenzahlung beim Handelsumsatz schon vorne

Umso wichtiger ist es, die Versorgungslage rund um das Bargeld hoch zu halten. Können Menschen sich nicht ausreichend mit Bargeld versorgen, haben sie keine Wahl und müssen bargeldlos bezahlen.

Daher setzen sich die Verbraucherzentralen und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) für den Erhalt des Bargeldes ein. Auch die Bundesbank beschäftigt sich über ein Nationales Bargeldforum mit der Rolle des Bargelds. Die EU-Kommission will eine Stärkung des Bargelds als gesetzliches Zahlungsmittel. 

Die Europäische Zentralbank arbeitet parallel daran, ob es neben dem Bargeld einen digitalen Euro geben sollte. In der derzeitigen Vorbereitungsphase, die im November 2023 begann, wird die Entwicklung eines digitalen Euro weiter vorangetrieben. Eine Einführung eines digitalen Euros wird noch einige Jahre dauern. 

Der Vorteil eines digitalen Euros: Er wäre Zentralbankgeld und könnte mehr Anonymität gewährleisten als derzeitige digitale Bezahldienste. Aktuell ist nicht von einer Ablösung, sondern von einem Nebeneinander auszugehen, sodass also ein digitaler Euro das bisherige Zahlungssystem ergänzen würde.

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