Reden ist Gold, Schweigen birgt Risiken

Stand:
Sie sind chronisch krank oder nehmen regelmäßig Medikamente? Dann sollten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit auf jeden Fall vor der Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln ärztlichen Rat suchen. Vor allem aber: Sagen Sie Ihren Ärzt:innen Bescheid, wenn Sie etwas nehmen.
Artz-Patient-Gespräch

Das Wichtigste in Kürze:
Vorsicht, Wechselwirkungen möglich!

  • Zwei Drittel aller Patient:innen verschweigen in der Arztpraxis die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln.
  • Wechselwirkungen mit Medikamenten können den Erfolg einer Krankheitsbehandlung massiv schmälern, können sogar gefährlich sein.
  • Wenn das medizinische Personal Sie nicht danach fragt, sollten Sie selber darüber sprechen.
  • Sie müssen sich nicht dafür rechtfertigen, dass Sie versuchen, etwas für Ihre Gesundheit zu tun. Ganz im Gegenteil.
On

Warum sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ärztin über Nahrungsergänzungsmittel reden?

  • … weil Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere solche die Pflanzen oder Pflanzenextrakte enthalten, in Wechselwirkung mit Arzneimitteln treten und so deren Wirkung negativ beeinflussen können. Das gilt sogar für Bestrahlungen. Rein Pflanzliches – vor allem Exotisches - ist auch nicht immer harmlos.
     
  • .. weil Nahrungsergänzungsmittel Einfluss auf die Ergebnisse von Blutuntersuchungen (besonders wichtig: Vitamin H / Biotin), auf den Urin und den Stuhl (Kot) haben können.
     
  • …weil es oftmals auch eine Frage der richtigen Dosierung ist, problematisch kann es z.B. bei Jod insbesondere aus Meeresalgen oder bei Selen werden, aber auch bei Vitamin A oder Vitamin D.
     
  • …weil Nahrungsergänzungsmittel – in sehr seltenen Fällen – auch der Auslöser für eine Erkrankung sein können, z.B. für eine bakterielle Infektion oder eine Schwermetallvergiftung.

Gute Ärzt:innen wissen es zu schätzen, wenn Sie sich Gedanken um Ihre Gesundheit machen. Dazu gehört ggf. auch die Nutzung von Nahrungsergänzungsmitteln. In der Arztpraxis oder Apotheke sind aber die Fachleute, wenn es um Wechselwirkungen geht. Beherzigen Sie deren Rat.

Warum reden Patient:innen nicht mit ihren Ärzt:innen?

Eine Untersuchung, an der auch der Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Universität Duisburg-Essen beteiligt war, hat gezeigt, dass nur etwa ein Drittel der Patient:innen das behandelnde ärztliche Personal über die Verwendung von pflanzlichen Produkten und Nahrungsergänzungsmitteln informieren. Und das, obwohl sie eigentlich gerne darüber sprechen würden.

Als wesentliche Ursache wurde die Furcht vor Missbilligung ausgemacht.

Andere Gründe sind: die Ärzt:innen haben sich nicht danach erkundigt, das medizinische Personal würde dieses Wissen nicht benötigen, diesem fehle es am nötigen Wissen darüber, Zeitmangel, der Glaube an die Sicherheit solcher Produkte, die unregelmäßige Verwendung und frühere Erfahrungen mit negativen Reaktionen von Ärzt:innen.

Erstaunlicherweise reden auch Patient:innen, die von einem guten Vertrauensverhältnis zu Ärztin oder Arzt berichten, viele Medikamente bekommen und sich schon seit vielen Jahren gut betreut fühlen, nicht über die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln. Das sollte sich aus den oben genannten Gründen dringend ändern!

Was können Ärzt:innen besser machen?

  • Ärzt:innen, medizinisches Personal und Ernährungsberater:innen sollten grundsätzlich bei der (Medikamenten)-Anamnese auch nach der Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln und anderen zur Gesundheitsförderung eingesetzten Lebensmitteln fragen, sich ggf. auch die Verpackungen zeigen lassen und die Details der Einnahme (Häufigkeit, Dosis, Zeitpunkt) klären.
  • Die Frage nach der Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln sollte in regelmäßigen Abständen erneut allen Dauerpatient:innen gestellt werden.
  • Gesundheitspersonal sollte es Wert schätzen, wenn Patient:innen sich aktiv um ihre Gesundheit bemühen.
  • Und sie sollten sich nicht scheuen, bei speziellen Fragen auch Apotheker:innen oder andere Fachleute einzubeziehen.
  • Sie als Patient:in können das unterstützen, indem Sie unser Formular "Meine persönliche Gesundheitsapotheke" nutzen und zum Gespräch mitbringen.
  • Denken Sie daran: Reden ist Gold, Schweigen kann gefährlich enden.

 

Quellen:


Foley H et al. (2019): Disclosure of complementary medicine use to medical providers: a systematic review and meta-analysis. Scientific Reports 9: 1573

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Leitfaden "Bestmögliche Arzneimittelanamnese" im Rahmen der High 5s-SOP "Medication Reconciliation" (zuletzt abgerufen am 23.10.2024)

Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET): Anamnese und Anamnesebogen. Stand: 26.09.2024 (zuletzt abgerufen am 23.10.2024)

Medicum Hamburg: Anamnese • Ernährungsmedizin (zuletzt abgerufen am 23.10.2024)

Vidonscky Lüthold R et qal. (2024): Exploring GP and patient attitudes towards the use and deprescribing of dietary supplements: a survey study in Switzerland. BMC Primary Care Volume 25, Article number359

Fernbedienung wird auf Fernseher gerichtet

Klage wegen service-rundfunkbeitrag.de gegen SSS-Software Special Service GmbH

Die SSS-Software Special Service GmbH macht auf service-rundfunkbeitrag.de nicht ausreichend kenntlich, dass sie Geld für eigentlich kostenlosen Service verlangt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband klagt vor dem OLG Koblenz auf Unterlassung und hat eine Sammelklage eingereicht.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.