Ökodiesel HVO 100: Das müssen Sie über den neuen Kraftstoff wissen

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Seit Ende Mai 2024 gibt es HVO 100 an den Tankstellen. Der Biodieselkraftstoff wird aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt und gilt daher als klimafreundlicher als herkömmlicher Diesel. Doch wie klimafreundlich ist Ökodiesel wirklich? Und welche Autos können ihn nutzen? Hier finden Sie Antworten.
Eine Hand hält an einer Tankstelle eine Zapfpistole in die Tanköffnung

Das Wichtigste in Kürze:

  • HVO 100 ist synthetischer Diesel, der vor allem aus Altspeiseöl und tierischen Fetten hergestellt wird.
  • Es gilt als besonders klimafreundlich, da es aus erneuerbaren Quellen hergestellt wird.
  • Viele moderne Dieselmotoren können HVO 100 tanken. Informieren Sie sich beim Fahrzeughersteller, bevor Sie den neuen Kraftstoff tanken.
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Was ist HVO 100 und wie wird er hergestellt?

HVO 100 (Hydrotreated Vegetable Oil) ist ein synthetischer Dieselkraftstoff, der aus hydrierten Pflanzenölen und tierischen Fetten hergestellt wird.

Als Basis werden eine Vielzahl von Quellen genutzt. Palmöl wird nicht genutzt, darunter

  • gebrauchte Speiseöle,
  • tierische Fette,
  • Algenöl sowie andere
  • nicht-fossile Rohstoffe.

In einem Raffinationsprozess werden die Ausgangsstoffe mit Wasserstoff zu HVO verarbeitet. Obwohl für den neuartigen Kraftsoff eigentlich nur Rest- und Abfallstoffe verwendet werden sollen, sehen Kritiker dies nicht immer als gesichert.

An welchen Tankstellen bekomme ich HVO 100 und wie ist es gekennzeichnet?

HVO 100 ist an immer mehr Tankstellen in Europa erhältlich, besonders in den Regionen, die einen starken Fokus auf erneuerbare Energien legen. Die Verfügbarkeit variiert, daher sollten Sie sich bei lokalen Tankstellen oder Online-Verzeichnissen informieren.
Der Kraftstoff ist an der Tankstelle in der Regel klar gekennzeichnet. Er kann unter verschiedenen Namen angeboten werden, darunter

  • "HVO Diesel",
  • "Renewable Diesel",
  • "HVO 100"
  • "Paraffinischer Diesel" oder
  • XTL ("X to Liquid").

Oft wird am Verkaufsort auch auf die Umweltvorteile und die erneuerbaren Rohstoffe hingewiesen, um die Nachhaltigkeit des Kraftstoffs hervorzuheben.

Einige Tankstellen verwenden eine spezielle Farbkodierung für HVO 100. Diese Codes können von Tankstelle zu Tankstelle unterschiedlich sein. Achten Sie genau auf die Beschilderung und Informationen an der Zapfsäule, um sicher zu gehen, dass es sich tatsächlich um HVO 100 handelt.

Der Kraftstoff wird möglicherweise auch auf der Preistafel der Tankstelle aufgeführt, oft mit einem Hinweis auf die spezielle Art des Diesels.

Erkundigen Sie sich beim Tankstellenpersonal über die verfügbaren Kraftstoffe und deren Kennzeichnung. Sie können Ihnen weiterhelfen und bestätigen, ob es sich bei einem bestimmten Kraftstoff um HVO 100 handelt und wie er gekennzeichnet ist.

Gut zu wissen: Ist HVO 100 mit Ihrem Fahrzeug kompatibel, können Sie ihn problemlos mit fossilen Diesel mischen.

Näheres über den neuen Kraftstoff erfahren Sie auch in den FAQ des Bundesministeriums  für Digitales und Verkehr.

Welche Dieselmotoren sind für HVO 100 geeignet?

Viele moderne Dieselfahrzeuge können HVO 100 ohne Probleme tanken. Neben Pkw, Transportern und leichten Nutzfahrzeuge gilt dies auch für viele Lkw, Busse Baumaschinen oder Industriemotoren.

Wichtig: Nicht alle Dieselmotoren, insbesondere ältere Modelle, sind für HVO 100 geeignet. Schauen Sie daher im Fahrzeughandbuch nach, ob Ihr Motor mit HVO 100 kompatibel ist. Oder fragen Sie direkt beim Fahrzeughersteller nach. Ohne Freigabe durch den Hersteller sollten Sie HVO 100 nicht tanken.

Auf der Website der Deutschen Automobil Treuhand können Sie sich einen Überblick verschaffen, welche Hersteller für welche Fahrzeuge grundsätzlich eine Freigabe erteilt haben.

Welche Umweltvorteile bietet HVO 100?

HVO 100 gilt als besonders umweltfreundlich, da er aus erneuerbaren Quellen wie pflanzlichen Ölen und tierischen Fetten hergestellt wird. Bei der Produktion von HVO 100 entsteht deutlich weniger Treibhausgas als bei fossilem Diesel. Dies hängt jedoch von den spezifischen Produktionsmethoden und den verwendeten Rohstoffen ab.

HVO 100 kann die CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent reduzieren  und hat weniger Feinstaub- und Stickoxid-Emissionen. Zudem ist HVO 100 frei von Schwefel und Aromaten, was zu einer saubereren Verbrennung führt.

Achtung: Sicher können Sie aber nicht sein, was die CO2-Bilanz angeht. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eigens Nutzpflanzen angebaut werden, um HVO zu gewinnen. Dann wäre der CO2-Vorteil gar nicht, oder nur gering vorhanden. Zudem fehlen diese Rest- und Abfallstoffe dann an den Stellen, wo sie ursprünglich verwendet wurden, zum Beispiel in der chemischen Industrie oder bei der Kompostierung. Es entsteht eine Art Nutzungskonkurrenz.

Beeinflusst HVO 100 die Motorleistung oder den Verbrauch?

HVO 100 beeinflusst die Motorleistung in der Regel nicht negativ. Es kann die Verbrennung sogar verbessern.  Das wiederum könnte sich positiv auf die Motorleistung auswirken, insbesondere bei älteren Motoren.  Belegt ist das aber nicht. Bislang sind keine Leistungseinbußen bekannt. Demnach können HVO und normaler Diesel als identisch bewertet werden.  

Der Kraftstoffverbrauch kann variieren, je nach Motor und Fahrbedingungen.  In den meisten Fällen ist der Verbrauch aber nahezu identisch, da der Energiegehalt von HVO 100 mit dem von konventionellem Diesel vergleichbar ist.

Ist HVO 100 teurer als normaler Diesel?

Ja, HVO 100 ist in der Regel teurer als normaler Dieselkraftstoff. Das liegt nach Angaben der Hersteller an folgenden Faktoren:

  1. Produktionskosten: Die Herstellung von HVO 100 ist demnach komplexer und teurer als die Produktion von herkömmlichem Diesel. Der Prozess der Hydrierung von Pflanzenölen oder tierischen Fetten erfordert spezialisierte Technologien.
  2. Rohstoffkosten: HVO 100 wird aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt, die oft teurer sind als fossile Rohstoffe. Ausgangsstoffe wie gebrauchte Speiseöle oder tierische Fette sind zudem nur begrenzt verfügbar. Das führt zu höheren Kosten.
  3. Marktfaktoren: HVO 100 ist noch nicht so weit verbreitet wie herkömmlicher Diesel. Die geringere Menge treibt Produktions- und Vertriebskosten weiter in die Höhe.

Die Preisunterschiede können zudem je nach Region und Anbieter variieren.

Risiken und Nachteile von HVO 100: Gibt es negative Langzeiteffekte?

Bisher gibt es keine umfassenden Berichte, ob sich HVO 100 langfristig negativ auf Fahrzeuge auswirkt. Da HVO 100 jedoch sauberer verbrennt und weniger Ablagerungen verursacht, überwiegen vermutlich die Vorteile. Sie sollten Ihren Wagen in jedem Fall regelmäßig zur Wartung oder Inspektion bringen.

Wie nachhaltig ist HVO 100: Stichwort "Greenwashing"?

HVO 100 wird als besonders nachhaltiger und hochwertiger Biodieselkraftstoff beworben und gilt als wichtiger Schritt für mehr Klimaschutz im Verkehr. Dennoch gibt es auch Bedenken hinsichtlich Greenwashing, also dass das Produkt als umweltfreundlicher dargestellt wird, als es ist.

  1. Herkunft der Rohstoffe: Die Nachhaltigkeit von HVO 100 hängt stark von den verwendeten Rohstoffen ab. HVO 100 kann aus gebrauchten Speiseölen, tierischen Fetten oder Palmöl hergestellt werden. Wenn Palmöl verwendet wird, kann dies zu Entwaldung und Verlust von Biodiversität führen, was den ökologischen Nutzen mindert. Es ist wichtig, dass HVO 100 aus zertifizierten, nachhaltigen Quellen stammt, um diese Probleme zu vermeiden.
  2. Produktionsprozess: Die Herstellung von HVO 100 ist energieintensiv und benötigt Wasserstoff, der wiederum aus fossilen Brennstoffen gewonnen werden kann. Der ökologische Fußabdruck des gesamten Produktionsprozesses muss berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass die Gesamtemissionen tatsächlich reduziert werden.
  3. Transport und Vertrieb: Lange Transportwege und ineffiziente Vertriebsnetze können die Umweltfreundlichkeit von HVO 100 beeinträchtigen. Lokale Produktion und kurze Lieferketten reduzieren dagegen den CO2-Fußabdruck.
  4. Wirkliche Emissionseinsparungen: Während HVO 100 theoretisch bis zu 90 Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen kann, variieren die tatsächlichen Einsparungen je nach Herstellungsbedingungen und Nutzung. Um die tatsächlichen Emissionseinsparungen zu bestimmen, sind detailliertere Analysen notwendig.
  5. Langfristige Auswirkungen auf Motoren: Auch wenn HVO 100 als kompatibel mit vielen modernen Dieselmotoren gilt, gibt es derzeit keine zuverlässigen Aussagen, wie sich HVO 100 langfristig auf Motoren und deren Effizienz auswirkt. Unabhängige Tests und Langzeitdaten sind nötig, um potenzielle Risiken auszuschließen.

HVO 100 hat das Potenzial, einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion von CO2-Emissionen im Verkehr zu leisten, wenn es aus nachhaltigen Quellen stammt und umweltfreundlich produziert wird. Um Greenwashing zu vermeiden, müssen Nachhaltigkeitskriterien transparent sein.  Verbraucher:innen sollten sich daher gut informieren und auf Nachweise zur Nachhaltigkeit achten.

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